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Es geht um Hartmetall. Über zwei Türme zur Produktion von Hartmetallpulver verfügt der Werkzeughersteller Boehlerit im öster- reichischen Kapfenberg. Das Gros wird direkt am Standort veredelt: Hartmetallwerkzeuge und Wendeschneidplatten liefert Boehlerit direkt an Zerspaner oder andere Toolmaker – je nach Wunsch als Halbzeug bis zum einsatzfähigen Werkzeug designt, engineert, gefertigt, getestet. Rund 60 Hartmetall-Substrate stehen bereit, 25 bis 30 Rezepturen allein für Wendeschneidplatten. „Pro Jahr fertigen wir 14 bis 15 Millio- nen Wendeschneidplatten, dazu 25.000 unterschiedliche Teile aus Hart- metall.“ In Summe, so Zerspanungsexperte und Marketingleiter Gerhard Melcher, ist Boehlerit eines der echten, metallurgischen Zentren der Welt. Aktiv führt Boehlerit für die Toolmaker und das eigene Produkt- Portfolio rund 6.000 unterschiedliche Wendeschneidplatten. „Diese Platten müssen Sie entwickeln, designen, erstbemustern, nacharbeiten und nicht zuletzt Presswerkzeuge dafür bauen und einsatzbereit halten. Und das alles muss natürlich messtechnisch begleitet werden. Das ist die wirkliche Herausforderung“, schildert Alfred Maier, verantwortlich für Qualitäts- und Umweltmanagement, Qualitätssicherung, seine guten Gründe, warum Boehlerit immer auf der Suche nach innovativen Messtechniken war und ist. „Die optische Messtechnik haben wir schon lange im Auge. Da hat sich viel getan in den letzten Jahren. Aufge- fallen sind uns letztes Jahr die Messgeräte von Alicona. Deren Geräte stufen wir momentan als die genauesten optischen Oberflächenmess- geräte auf dem Weltmarkt ein – zumindest zum praktikablen Messen von Werkzeugen.“ Da sich die Firmenzentrale von Alicona im nahe gelegenen Graz befindet, hatte Alfred Maier schnell Kontakt hergestellt. Nach mehreren Treffen war klar, dass Boehlerit mit einem der optischen 3D-Mikro-Koordinatenmessgeräte große Prozess- und Qualitätsver- besserungen erzielen wird. Automatischer Soll-Ist-Abgleich März 2015 lieferte Alicona bereits vor dem vereinbarten Liefer- termin im Mai ein Vorgängermodell an Boehlerit. „Mit dem Infinite Focus G4 konnten wir uns an die Messtechnik gewöhnen, experimentieren und uns vor allem mit der nicht ganz trivialen Auswertungssoftware vertraut machen“, berichtet Alfred Maier. Beeindruckend sei dann der Sprung auf das aktuelle G5-Modell gewesen, das mit deutlich mehr Rechnerleistung sofort überzeugte. „Die neue Hardware- und Con- troller-Generation erlaubt für sämtliche Objektivvergrößerungen ein signifikant schnelleres Arbeiten. Jetzt ist es möglich, auch mit dem 10er, 20er und 50er Objektiv unsere Teile in vertretbaren Zeiten mit höchster Genauigkeit zu scannen.“ Damit, so Alfred Maier, könnten nun wirklich hochgenaue 3D-Aufnahmen in verhältnismäßig geringer Zeit erstellt werden. Im Detail scannt Boehlerit vor allem Wendeschneidplat- ten. „Der Fokus liegt dabei vor allem auf der Geometrie, sowohl bei den Wendeschneidplatten als auch bei den ebenfalls zu messenden Presswerkzeugen. Zusätzlich nutzen wollen wir aber künftig auch die Möglichkeit, die Schneidkanten der Wendeschneidplatten auf der ganzen Länge komplett erfassen und messen zu können. Denn mit unserer taktilen 3D-Koordinaten-Messmaschine (Typ Prismo Navigator) konnten wir bislang zwar ausreichend auf 0,3 μm messen, aber eben nur punktuell die Maßhaltigkeit unserer Platten kontrollieren“, erklärt Alfred Maier. Großes Plus sei nun, dass jetzt vor allem Fasen, Hinter- schnitte, Ecken oder sogar schräg abfallende Kanten genauer gemes- sen werden können, die mit dem Messtaster gar nicht erreichbar waren. „Die Werkzeuge werden immer komplexer. Mittlerweile fordern vor allem unsere Toolmaker umfassende Dokumentierbarkeit, besonders eben von solchen komplexen Geometrien wie Hinterschneidungen von Ver- zahnungen an Klemmhaltern, die höchste Genauigkeit in der Fertigung, aber eben auch schon in der Projektierung fordern“, erklärt Gerhard Melcher die Anforderungen seiner teilweise sehr kreativen Kunden. „Für die Qualitätssicherung gibt es da keinen Spielraum. Wenn Sie messen, müssen Sie heute wie morgen die gleichen Ergebnisse liefern. Reproduzierbarkeit heißt dabei das Gebot der Stunde.“ Und das lässt sich nach ersten Erfahrungen von Alfred Maier mit dem Infinite Focus momentan vor allem für interne Zwecke glänzend erledigen. Große Zeiteinsparungen brachte Boehlerit vor allem der nahezu automa- tische Soll-Ist-Abgleich, bei dem beispielsweise eine real gemessene Wendeschneidplatte mit ihren Konstruktionsdaten verglichen wird. Die Software legt quasi beide Bilder übereinander: das hochgeladene dxf-File aus dem Catia-CAD-System und das aus den Messdaten entwickelte Bild. „Das klingt vielleicht kompliziert, ist aber in der Praxis ganz einfach. Untermaß und Übermaß werden dann je nach definiertem Toleranzfeld grafisch und sehr transparent angezeigt – übermäßige Abweichungen können wir sofort erkennen“, betont Messtechniker Markus Peihser, der sich bei Boehlerit in der Qualitätssicherung vor allem um die Anwendung der Bildverarbeitungstechnik kümmert. „In punkto Genauigkeit liegen wir zwar nicht viel besser als mit unserem Koordinatenmessgerät. Das muss aber auch nicht sein. Wichtig ist es eben, dass wir jetzt die Hinterschnitte sauber messen können.“ Binnen Minuten können so ganze Wendeschneidplatten gemessen und aus- gewertet werden. 005 BOEHLERIT MAGAZIN

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